Autorbephial

Lichter der Hoffnung

Der Tage neigt sein Haupte
unter den Horizont.
Die Nacht haucht aus ihr Dunkel
an großer, breiter Front.
 
Ihr Mantel legt sich über
das ganze Firmament.
Doch hat der Mantel Löcher
die tausend Sterne sind
 
Das jedes Sternlein mir doch
ein wenig Hoffnung gibt.
Ist weil jedes Lichtlein
ein Stück der Dunkelheit besiegt.
 

Zeit

Die Zeit.
Die Zeit sie geht dahin.
Ohne Sinn!

Keiner hat sie, jeder will sie!
Doch wie könnte man etwas besitzen,
dass keiner erfassen kann?

Die Zeit.
Die Zeit sie geht und steht.
Nicht still!

Und könnte einer sie besitzen,
Ihren Gang ändern, sie anhalten…
Wäre das Erfüllung? Glück?

Die Zeit.
Die Zeit geht sie dahin.
Ohne Sinn?

Regen

Wie Fäden fest verbunden,
fällt Wasser dort vom Himmel,
wo wir noch jüngst gestunden.
Plitsch, Platsch, Pfütze.
Jetzt gibt’s vom Himmel auf die Mütze.
 
Gelbe Schuh aus PVC,
springen hier und da umher.
Durch die Lache ein VW.
Plisch, Platsch, Pfütze.
Jetzt gibt der Boden auf die Mütze
 
In flinken schnellen Schritten,
eilen Menschen fort nach Haus.
Lieber Herr ich muss doch bitten!
Plitsch Platsch, Mütze
Jetzt liegt sie in der Pfütze.
 

Konsum Enten

Rauchen ist nicht schädlich,
Trinken macht nichts aus,
Tütensuppen, ganz natürlich
Jetzt glaub ich das halt auch…

Loslassen

Es gibt Zeiten,
in denen man
loslassen muss.
 
Auch wenn es
unendlich weh tut,
bloß lassen muss.
 
Dann kommen auch Zeiten,
in denen man
bloß fassen muss.
 
Und über sich selbst
loslachen muss.

Relativitätstheorie

Indigniert ob ihrer Entblößung,
schwängern die Ungeduldigen
geduldig die Luft fortwährend mit
„Wenns“ und „Vielleichts“.
Füllen Leerstellen des Augenblicks
mit Mutmaßungen, transpirieren
säuerlich ihre Hypertonie.
Dilatieren die Zeit die es braucht,
ins eigene Unerträgliche.
Vom „Was wäre wenn?“
ist‘s relativ weit zum
„Wir werden dann sehn…“.

Zu spät

Von A nach C in t,
und t noch möglichst klein
und hat man mal nicht aufgepasst,
hat man in B schon was verpasst.

Heutzutage

Jammerei und Leidgeplage
hört man oft zu dieser Tage
„Auf geht’s, los geht’s, weiter!“
Hört man viel zu wenig.
Leider!

Demoversion

Ja, ja, Regen,
den braucht die Natur.
Einen Scheiß
braucht die Natur.

Das ist nur eine
Demoversion
des Klimawandels.

Mensch braucht
Regen. Der
ist auch
Teil der Natur.

Wenn er doch
endlich
begreifen würde.

Mensch braucht
Natur. Die
kommt auch ohne
ganz gut klar.

Bestimmt hätte man
irgendwann gerne
die Demoversion zurück…

Der Taschenspieler

Die goldenen Hunde
schaun stolz in die Runde.
Die Leichen gestapelt: dreilagig
rund um den Äquator.
Das muss man erst mal
hinbekommen. Bravo!

Nur gut eine
von hundert Dekaden.
Beiläufige Defäkation
der Amsel.
Das passiert schon mal,
was soll’s?

Hinten immer dicht gemacht!
Vier Sterne am Herzen,
die Hand am Malachit.
Bei rateyourneighbor.com
Ganz lieb gemeint:
Ein Stern.

Taschenspieler – Publikum
immer an der Nase rum.
Publikum – Taschenspieler
Gleichschritt!
Mitmarschierer.

BlackLivesMatter

Ich kann nicht atmen.
Was hab ich getan?
Auf schwarzem Asphalt:
Patella auf schwarzem Gesicht.
„Atmen kann ich nicht!“ 

Sechs Jahre, nur Sechs!
So wenig Zeit,
so lange allein.
Die Seele spricht:
„Sterben will ich nicht.“. 

Gerade selbst noch Kind:
„Mama, ich kann nicht atmen!“
Mein Herz pumpt,
kein Widerstand bricht.
„Atmen kann ich nicht.“ 

Ich falle ins Dunkel,
ich kann nicht atmen.
„Tötet mich nicht!“
Von hier bis zum Bordstein:
Kein Atem, kein Licht.

Hintergrund
Der Text bezieht sich auf das Geschehen um den Tod von George Floyd. Ich habe versucht, die wenigen bekannten Details der Umstände seines Todes, in dem Text zu verarbeiten.