Über 365Gedichte
Da ich gerne kreativ bin, aber manchmal einen kleinen Arschtritt brauche, habe ich mir dieses Projekt überlegt. Ich will ein Jahr lang, jeden Tag ein Gedicht posten. Thats it.
Tja, dann kam die Pandemie. Und andere Dinge wurden viel wichtiger. Deshalb gibt es nicht jeden Tag ein Gedicht, sondern gelegentlich eines, bis es 365 sind.
Die lange Version
Ich schreibe schon lange Gedichte. Angefangen hat das Mitte der 90er. Natürlich nicht, weil ich Gedichte las. Da waren diese Typen, die Rap in deutscher Sprache machten: Textor, MC Rene, Torch, Linguist, Toni L., Cora E., Aleksey, Fettes Brot und natürlich die Fantas. Gedichte waren da noch weit weg.
Meine Schulkarriere im Fach Deutsch war geprägt vom Scheitern. Mit der Rechtschreibung kam ich nie zurecht. Heute wäre vermutlich eine LRS diagnostiziert worden. Ich habe eben die 3. Klasse wiederholt. Wenn man in jedem Diktat eine 6 bekommt und in Aufsätzen Abzüge wegen der Rechtschreibung: Dann hat man keinen Bock zu schreiben.
In der Oberstufe passierte etwas Seltsames: Ich schrieb plötzlich 12 und 13 Punkte in Aufsätzen. Ich weiß bis heute nicht genau, was der Grund war. Meine Vermutung sagt: Es war meine Lehrerin. Plötzlich machte Schreiben Spaß.
So war es dann auch eher Verlegenheit, dass ich neben meiner „ersten Liebe“, Germanistik als zweites Fach wählte. Seltsamerweise ist mir im Germanistikstudium fast nichts schwergefallen. Obwohl ich eine Fremdsprachen-Null bin, war Mittelhochdeutsch kein Problem. Linguistik teilweise zäh, aber machbar. Literatur Vergnügen. Ich erlebte etwas, was niemand mit einem Abischnitt von 2,5 je erlebt hat: Ich kassierte reihenweise Einser. Plötzlich ging alles wie von allein. Ich muss mich auch heute anstrengen, richtig zu schreiben. Sicher mehr als viele andere Menschen.
Berufsbedingt muss ich viel lesen und viel schreiben. Da fehlt oft die Zeit und die Muse, einfach zum Vergnügen zu schreiben. Aus diesem Grund habe ich mir dieses Projekt vorgenommen. Um mich selbst zu erinnern, dass Schreiben auch Vergnügen sein darf. Mir geht es nicht darum, dass jeder Text komplett feingeschliffen ist. Texte dürfen manchmal auch atmen und werden vielleicht mit dem Alter reifer, vielleicht auch nicht. Egal. Manche Texte sind einfach auch „Fingerübungen“. Oft lese ich ein Gedicht und versuche z. B. die Form nachzuahmen oder einen Text in ähnlichem Stil zu schaffen.